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Lauflexikon

Ausdauer

In sportwissenschaftlicher Hinsicht versteht man unter Ausdauer die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen Ermüdung. Konkret ist die Ausdauer die Fähigkeit, eine bestimmte Belastung (z.B. Laufgeschwindigkeit) über eine möglichst lange Zeit aufrechterhalten zu können.

Im alltäglichen Sprachgebrauch beschreibt das Wort Ausdauer das Durchhaltevermögen einer Person oder Sache. Im folgenden wird der Begriff Ausdauer hinsichtlich einer sportlichen Betätigung näher beschrieben.

Definition

Ausdauer beschreibt die motorische Fähigkeit, eine bestimmte Intensität (zum Beispiel Laufgeschwindigkeit) über eine möglichst lange Zeit aufrechterhalten zu können ohne vorzeitig körperlich beziehungsweise geistig zu ermüden und sich so schnell wie möglich wieder zu regenerieren. Durch bessere Ausdauer ist von Beginn an eine höhere Intensität möglich und die zu Verfügung stehende Energie kann effizienter genutzt werden. Auch können sportliche Technik und Konzentrationsfähigkeit (z.B. während einer Nachspielzeit) über längere Zeit stabilisiert werden.

Die Ausdauer stellt neben Kraft, Schnelligkeit, Koordination und der auf Gelenkigkeit und Dehnfähigkeit beruhenden Beweglichkeit eine grundlegende motorische Fähigkeit dar. Jede einzelne Sportart erfordert und trainiert diese Grundfertigkeiten in unterschiedlichem Maße. Typische Ausdauersportarten sind: Langstreckenlauf, Fahrradfahren, Skilanglauf, Triathlon, Langstreckenschwimmen, Rudern und Orientierungslauf.

Motorische Fähigkeiten

Die hier rein formell aufgezeigten Arten der Ausdauer müssen stets vor dem Hintergrund der auszuübenden Sportart betrachtet werden. Eine bestimmte Art der Ausdauer kann nie isoliert betrachtet werden, sondern steht in direktem Zusammenhang mit den anderen Arten der Ausdauer. Hierbei kommt der allgemeinen aeroben Ausdauer eine Schlüsselstellung zu, da sie als Basis für die Ausprägung aller anderen Arten der Ausdauer mitbestimmend ist. So absolviert jeder 100-Meter-Läufer im Rahmen seines Aufbautrainings einige Langlaufeinheiten, um sich die optimale Grundlage für die Entwicklung seiner Zielfertigkeiten (Kraft, Schnelligkeit) zu schaffen.

Mit dem Begriff Ausdauer bei sportlichen Betätigungen werden gemeinhin typische Ausdauersportarten wie Langstreckenlauf, Radrennfahren, Skilanglauf, Gehen, Schwimmen, Triathlon, Rudern etc. assoziiert. Bezogen auf die von der Trainingslehre gemachten Unterteilungen der Ausdauer wird hier von der allgemeinen (Ganzkörperbelastung), zyklischen, aeroben Ausdauer gesprochen.

Leistungslimitierende Faktoren

Allgemein lässt sich ein Leistungslimit dadurch definieren, dass die beanspruchten Muskeln nicht mehr in der Lage sind, eine für eine bestimmte Belastungsintensität geforderte Leistung zu erbringen, sie also ermüden. Die Ausdauerleistungsfähigkeit hängt somit also von den physiologischen Prozessen ab, die eine Ermüdung der Muskeln auslösen. Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie groß der Anteil verschiedener Prozesse an der Ausdauerleistungsfähigkeit ist. In Frage kommen unter anderem folgende Faktoren:

  • VO2max (oxidative Prozesse: Herz, Sauerstoffgehalt des Blutes, arteriovenöse Druckdifferenz, Kapillarisierung, Enzym- und Mitochondriendichte)
  • Muskelfaserzusammensetzung
  • Pufferkapazität
  • Energiebereitstellung (Flussraten, organische Energiespeicher)
  • Atemmuskulatur (die Lunge selbst ist im Normalfall nicht leistungslimitierend)
  • Wärmeregulation, Wasser- und Elektrolythaushalt
  • Koordination
  • Hormonelle Aspekte
  • Vegetative Aspekte
  • Psychologische Aspekte
  • Orthopädische Probleme
Die Gefäßkapazität in den Muskeln könnte etwa das Vierfache der durch das Herz angebotenen Blutmenge nutzen. Bei regionalen und globalen Ausdauerbelastungen ist somit die Transportkapazität des Herz-Kreislauf-Systems leistungslimitierend. Allerdings sagt die maximale Durchflussrate in den Gefäßen noch nichts über die Effizienz der Sauerstoffversorgung der Muskeln aus, die mit einer erhöhten Kapillarisierung durchaus gesteigert werden kann.

Die Lunge weist ebenfalls große Leistungsreserven auf. Abgesehen von einer möglichen Ermüdung der Atemmuskulatur ist sie somit in der Regel nicht leistungsbegrenzend.

Ausdauertraining

Ein Ausdauertraining führt zu einer Vielzahl von Anpassungen der leistungslimitierenden Faktoren und somit zu einer Verschiebung der in der Leistungsdiagnostik messbaren Parameter wie z.B. die Aerob-anaerobe Schwelle.

Der trainierte Ausdauersportler zeichnet sich nicht durch besonders stark ausgeprägte Skelettmuskulatur, sondern durch ein leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System (Sportherz) und eine gut entwickelte sportspezifische lokal muskuläre Ausdauerleistungsfähigkeit aus. Dies versetzt ihn in die Lage, seine Muskulatur mit ausreichenden Mengen Sauerstoff zu versorgen, um nicht nur kurzfristig viel Leistung zu erbringen (aerobe Energiebereitstellung). Um dies zu erreichen, ist im Vergleich zu anderen Sportarten länger andauerndes Training notwendig. Ebenso dauert es länger als in anderen Sportarten, bis ein Neueinsteiger ein konkurrenzfähiges Niveau erreicht, da die Anpassungsprozesse nur langsam ablaufen. Ausdauerleistungen können noch in hohem Alter erbracht werden, da die Ausdauerleistungsfähigkeit im Gegensatz zur (Schnell-)Kraft mit dem Alter nur relativ langsam abnimmt. Der ehemalige Radprofi Wjatscheslaw Jekimow nahm noch mit 40 Jahren das letzte Mal an der Tour de France teil.

Wer regelmäßig läuft, ist – statistisch gesehen – gesünder und lebt länger. Ein 21-jähriges Follow-up von etwa 300 Läufern und Kontrollpersonen zeigte, dass die Zahl Gestorbener in der Gruppe der Läufer geringer war als in der Kontrollgruppe. Der Unterschied betrug nach Berücksichtigung mehrerer Faktoren 40 Prozent.

Ausdauersport

Der Begriff Ausdauersport fasst Sportarten zusammen, bei denen die Schwierigkeit im Aufrechterhalten einer (Fort-)bewegung über längere Zeit besteht, im Unterschied zu Sportarten, bei denen es vor allem auf Schnelligkeit (z. B. Sprints), große Kraft über sehr kurze Zeit (z. B. Gewichtheben) oder Geschicklichkeit ankommt.

Es gibt in Bezug auf die Ausdauer drei verschiedene Sportartgruppen:

  1. Die reinen Ausdauersportarten basieren auf der Ausdauerfähigkeit. Ohne Ausdauer ist diese Sportartgruppe nicht vorstellbar. Dazu gehört zum Beispiel der Marathonlauf. Die Ausdauer ist der entscheidende Bestandteil der Leistungsfähigkeit.
  2. Des Weiteren gibt es Sportarten wie Fußball oder Handball, die ebenfalls von der Ausdauer beeinflusst werden, aber in einem geringeren Maße, also nicht primär durch diese Eigenschaft bestimmt sind.
  3. Zum dritten gibt es Sportarten wie Kugelstoßen, bei denen Ausdauer eine untergeordnete bis unwichtige Rolle spielt.

Typische Ausdauersportarten

  • Wandern, Bergwandern, Gehen (Sport), Walking, Nordic Walking
  • Langstreckenlauf, Jogging
  • Radfahren, Ergometertraining
  • Eisschnelllauf, Inlineskating
  • Schwimmen
  • Skilanglauf, Rollski, Nordic Blading, Skiken
  • Triathlon, Duathlon, Aquathlon, Wintertriathlon
  • Orientierungslauf
  • Rudern, Paddeln
  • Bergsteigen

Wettkampf

Wettkämpfe im Ausdauersport dauern häufig mehrere Stunden an, ihr Ende ist typischerweise nicht durch das Verstreichen einer Zeitspanne bestimmt, sondern durch das Zurücklegen einer bestimmten Wegstrecke. Extreme Ausdauerwettkämpfe können sich über Tage oder Wochen fast ununterbrochener Anstrengung hinziehen (z. B. das Radrennen Race Across America).

Doping

Da Ausdauerwettkämpfe im Allgemeinen nicht durch eine bessere Technik, sondern hauptsächlich durch reines körperliches Leistungsvermögen gewonnen werden, ist der Einsatz von unerlaubten leistungssteigernden Substanzen (Doping) wie EPO vermutlich weit verbreitet.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ausdauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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